Die Angst vor dem Versagen kann uns in beruflichen Situationen, in denen wir sprechen oder präsentieren müssen, oft mehr beeinträchtigen, als wir zugeben möchten. Dann wird auf einmal die Atmung schnell, die Stimme leise oder höher als sonst, das Herz schlägt uns bis zum Hals, der Kopf rast und wir fühlen uns total unwohl, manchmal sogar richtig gelähmt.
Das muss nicht sein. Es gibt Wege, wie du diese Versagensangst überwinden kannst.
Als Expertin und Mentorin für Stimme und Wirkung habe ich hautnah erlebt, wie ich und andere sich in stressigen Momenten verlieren und ihre innere Unsicherheit sie übermannt. Ich habe aber auch gesehen, wie diese Menschen ihre Ängste überwunden und zu selbstsicheren, überzeugenden Rednern und Präsentatoren wurden.
Der Schlüssel: Atmen - Erden - Verbinden - Üben
1. Selbstvertrauen durch Training aufbauen:
Selbstvertrauen ist keine angeborene Eigenschaft, sondern kann durch gezieltes Training entwickelt werden. Und gerade, wenn du Angst bekommst, solltest du in dein Gelerntes vertrauen und es anwenden.
Deshalb trainiere ich mit meinen Kunden, was sie tun müssen, wenn ihnen die Stimme wegrutschen will, dass sie sofort atmen, wieder die Verbindung zu ihrem Körper herstellen - denn die geht, wenn man Angst bekommt - schnell verloren. Und so finden sie dann ihren Weg wieder in die sichere Mitte zurück.
Hier
ist eine einfache Übung: Wenn du das nächste Mal unsicher wirst, dann
lege deine Hand aufs Herz, spüre in die Wärme hinein und sage dir
innerlich oder auch laut: “Ich bin genug. Es reicht, was ich habe!”
2. Die Kraft der Körperarbeit nutzen:
Der Körper und die Stimme sind eng miteinander verbunden. Wenn du lernst, deinen Körper bewusst einzusetzen, verbesserst du sofort deine Stimme, deine Atmung und deinen Auftritt. Dieses Fein-Tuning hilft dir auch, erst gar nicht in Stress zu geraten.
Ich nenne es immer: sich durchlässig machen. D.h. du kannst deine Verspannungen über die Atmung aus dem Körper lassen und fühlst dich im Grundzustand dann entspannt gespannt - wie ein Kämpfer, der jederzeit reagieren kann - so flexibel ist er.
Wenn nun Stress, Überforderung oder Angst kommen, spürst du sie sofort in deinem Körper, noch bevor sie dich überwältigen und kannst auf der Stelle darauf reagieren. Und da du durch das Training viele Rettungsprogramme gelernt hat, kannst du sie anwenden und bist sofort wieder innerlich ruhig.
Versuche diese Atemübung: Stell dich aufrecht hin, mit dem Gewicht im Mittelfuss. Nun atme ein paarmal tief ein und aus und beobachte, wo im Körper Verspannungen sind. Atme nun genau dorthin und versuche, mit dem nächsten Ausatmen die Spannung die dort ist zu lösen. Mach das, bis du kaum mehr Verspannungen im Körper spürst.
Dann nimmst du noch einen letzten Atemzug und konzentrierst dich auf deine Körpermitte. Hab das Gefühl, dass du die Atemluft durch die Beine bis zur Körpermitte hochatmest.
Jetzt solltest du kraftvoll und entspannt sein.
3. Mentale Vorbereitung:
Versagensangst hat oft ihre Wurzeln in negativen Gedanken und Selbstzweifeln - auch welche, die andere uns eingepflanzt haben.
Ersetze
diese Gedanken durch positive Überzeugungen. Oder stell dir vor, wie du
mit anderen reden würdest. Wärst du jemals so gemein und vernichtend in
deinen Worten, wie du dir selbst gegenüber bist? Wahrscheinlich nicht!
Deshalb: wenn du dich einmal wieder klein und fertig machst, dann sage innerlich: “STOP!” - und schau mal, woher dieser Gedanken eigentlich kommt. Ist es deiner? Ist es etwas, das deine Eltern, deine Verwandten oder Freunde mal zu dir gesagt haben. Stimmt das denn noch?
Wenn nicht, dann schicke es mit besten Grüßen an den Absender zurück und sage: “Das brauche ich nicht mehr. Zurück zum Absender damit!” Mach das immer wieder, bis der innere Kritiker sich auch normal mit dir unterhält.
Und wenn das noch sehr schwierig ist, dann mache eine Sache zuerst: Schreibe eine Liste deiner Erfolge auf und stelle dir vor, wie du in Zukunft selbstbewusst auftrittst.
4. Rettungsprogramme entwickeln:
Selbst die erfahrensten Redner und Präsentatoren können in stressigen Momenten Unsicherheit verspüren. Deshalb ist es wichtig, Rettungsprogramme für sich zu entwickeln, damit du etwas an der Hand hast, das dich wieder zu dir selbst und in deine Stärke zurückbringt.
Ein Rettungsprogramm ist das “Erden”: Wenn du nervös und ängstlich bist, verlierst du schnell die Körperanbindung. Wenn das geschieht, ist meist “Hopfen und Malz verloren”. Deshalb: stell dir dann vor, dass du auf einmal Bleischuhe und eine Hiphoper-Hose beschwert mit Steinen trägst. Das hält dich im Hier und Jetzt.
5. Üben, üben, üben:
Wie bei jeder Fähigkeit ist Übung der Schlüssel zum Erfolg. Nicht umsonst heißt es: Übung macht den Meister. Nimm jede Gelegenheit wahr, um vor anderen zu sprechen und dich dabei zu beobachten, was funktioniert und was nicht funktioniert. Selbst vor kleinen Gruppen zu üben, kann deine Selbstsicherheit steigern.
Versagensangst zu überwinden, erfordert
Zeit, Engagement und oft auch professionelle Unterstützung. Aber die
Belohnungen sind es wert. Mit der richtigen Herangehensweise kannst du
deine innere Stärke entdecken und in jeder beruflichen Situation
selbstbewusst auftreten. Denke daran: du hast eine wichtige Botschaft,
die es verdient, gehört zu werden. Lasse nicht zu, dass Versagensangst
dich davon abhält, diese Botschaft zu teilen und dein volles Potenzial.